Die Auslieferung von Max Black, dem schwärzesten 330i der Stadt, kam gerade noch rechtzeitig für einen schon länger geplanten Wochenendtrip in die Schweiz; die Performance Räder konnten noch montiert werden, die Dashcam kommt erst nächste Woche rein.
Nachdem ich also ein paar Stunden mit konfigurieren zugebracht habe, ging es Samstagvormittag auf die A5 Richtung Süden, mit viel Verkehr aber zum Glück ohne größere Staus.Ein paar erste Eindrücke und Erfahrungen, die vielleicht für andere interessant oder informativ sein könnten.
Vorab: Wegen Einfahrzeit (und persönlicher Eingewöhnung) blieb der Wagen den grössten Teil der Strecke auf „Adaptive“ und in „D“. Aus Neugier war, bei programmiertem Navi , „Assisted Driving“ aktiviert, wobei zuerst mal so ziemlich alles auf mittlere Einstellungen gesetzt ist.
MOTOR/LAUTSTÄRKE
Einer der ersten Eindrücke war, dass der Wagen extrem leise erscheint, zumal für einen 4-Zylinder nach einigen Jahren in 5er Reihen-6-Zylindern (E60 und F10), das letzte Modell mit Performance Posaunen. Im Stand ist der Motor praktisch nicht hörbar, das Geräusch der Lüftung ist lauter – ich ertappte mich dabei auf dem Drehzahlmesser zu schauen ob er denn nun läuft. Auch während der Fahrt ist das Triebwerk sehr dezent, erst Umschalten auf "Sport" und die linke Schaltkulisse (M/S) bringt ein bisschen akustisches Entertainment. Das ist natürlich Geschmackssache und ich hätte es eigentlich gerne etwas kerniger, für entspannte Langstrecken ist es aber ein absolutes Plus. Die Lüftung arbeitet dezent, die elektrischen Fensterheber sind auch leiser als im F10. Die HK Anlage hat keine Mühe einen angenehm dichten Klangteppich ins Auto zu bringen (wobei ich in die Soundeinstellungen noch keine Zeit investiert habe).
In D braucht es einen entschlossenen Tritt aufs Pedal um spürbare Ergebnisse zu erzielen, während er in S sehr schön am Gas hängt und in der Stadt und auf der Landstrasse früh herunterschaltet und auch sonst viel aktiver am Schalten ist als meine letzte Sportautomatik.Von den Paddles habe ich erst mal die Finger gelassen und finde mich auch viel weniger versucht manuell mitzumischen als im F10 zuvor.
Ich habe ihn für diesen allerersten Trip ab KM-Stand 23 auf 140 km/h eingestellt und ansonsten die Tempolimits +10 automatisch übernehmen lassen. Kleine Zwischensprints zum beschleunigten Überholen, bis ~160, kamen vor und machten auch mit dem 4-Zylinder durchaus Laune. Insgesamt kam ich mit Einfahr-gebremstem Schaum auf 800 Kilometern, laut Bordcomputer, mit 7,4 l/100 über die Runden. Das Spaß-zu-Verbrauchs-Verhältnis ist hier wesentlich besser als bei den Vorgängern!
DIE ASSIS
Ich bin kein Fan autonomen Fahrens und habe das Assisted Driving mehr aus Neugier aktiviert. Die Ergebnisse sind gemischt und – Vorwarnung! – von meinen persönlichen Vorlieben gefärbt.
Die Tempolimit-Erkennung funktionierte zu 95% korrekt; lediglich eine Zeiteinschränkung, bei auch noch Wochentage aufgeführt waren („Montag bis Freitag, 9:00 – 16:00“) erkannte er nicht, eine normale Zeiteinschränkung auch nicht (andere funktionierten) und bei einer Riesentafel mit zwei Limits, beide mit langen Texten, wählte er das falsche Langsamere.
Die Spurführung auf Autobahn und Landstraße funktioniert gut und hält den Wagen schön in der Mitte der Spur, auch in Baustellen, außer an einer Stelle wo die gelbe Linie auf eine durchgehende weisse aufgetackert war – da warf er das Handtuch. Auch an extrem engen (linken) Baustellenspuren gibt er gerne mal das Steuer mit einem viel zu dezenten Warntönchen an den Fahrer zurück. Vom autonomen Fahren sind wir also, gottlob, noch Meilen entfernt. Einen automatischen Spurwechsel nach Blinkerbetätigung gibt es nicht, man muss ihn aber nur einmal in die richtige Richtung schicken und auf der Zielspur fängt er den Wagen sehr schön automatisch ab und zentriert ihn wieder.
In der Schweiz musste ich ihn an einer Autobahngabelung mit sanftem Nachdruck daran hindern der falschen Richtung zu folgen, obwohl er ja wusste wo es langgehen sollte. Verbesserungswürdig. Schnelle Spurwechsel auf der Autobahn, zumal mit ohne oder kurzer Blinkervorwarnung, bedürfen einer entschiedenen Hand, ich muss noch entscheiden ob ich den Eingriff hier runterregele – auf jeden Fall Vorsicht an alle Neulinge, der Wagen hat bei aktivierter Assistenz schon seinen eigenen Willen und braucht manchmal aktive Führung. Die Totwinkelwarnung ist wesentlich besser sichtbar als im F10, wo ich es persönlich zu dezent fand, das gelbe Dreieck fällt auch bei Tageslicht sofort im Augenwinkel auf.
Eine peinliche Vorstellung gab es an einer Raststätte als ich den abgestellten Wagen nochmal für etwas mehr Abstand zum Nebenmann nachkorrigieren wollte – der Wagen wollte sich partout nicht zurücksetzen lassen, stoppte nach ein paar Zentimetern und zeigte eine Meldung dass ich das Fahrzeug gegen Wegrollen sichern solle. Das mag daran liegen, dass meine Frau den zweiten Schlüssel einstecken hatte und mittlerweile ausgestiegen war, ich weiß es nicht. Ich ließ ihn dann halt stehen wie er war und nach Pause und Rückkehr kam ich wieder problemlos rückwärts aus der Parklücke raus. Hier gewannen die Geheimnisse der künstlichen Intelligenz den „WTF?“-Wettkampf gegen meine überflashten Hirnzellen.
RTTI funktionierte sehr gut, alle Baustellen waren bekannt und wurden korrekt angekündigt, nur bei der Länge lag er meist etwas über der tatsächlichen Strecke, aber das ist kein Beinbruch. Staus hatte ich keine zu verzeichnen.
Gescheitert bin ich auf dem Rückweg mit dem Versuch per Sprachsteuerung die nächste Autobahntankstelle zu finden. „Finde die nächste Tankstelle“ zeigte mir durchaus die nächsten Tankstellen – alle außerhalb der Autobahn. „Finde die nächste Autobahntankstelle“ verstand er nicht und „Finde die nächste Raststätte“ zeigte mir alle Restaurants in der Umgebung. Das sollte auf der Karte vielleicht prominenter angezeigt werden. Trotzdem eine lustige Spielerei solange es nicht zu dringend wird. Immerhin reagierte er korrekt auf den Befehl „Fahr mich nach Hause“ und setzte sofort die Heimadresse im Navi.
Die letzte Stunde gestern Abend war ich in kompletter Dunkelheit unterwegs und ließ den Fernlichtassistenten seine Arbeit machen. Der hatte auch, laut Anzeige, oft aufgeblendet, Beschwerden von anderen Fahrern erhielt ich aber keine. Auch konnte ich nicht, zum Beispiel am Nummernschild des Vordermanns, selbst feststellen dass jemand geblendet wurde. Die Arbeit der Blenden konnte ich nicht verfolgen, das System scheint aber soweit gut zu funktionieren.
FAHRWERK
Das ist natürlich höchst subjektiv – ich fand die Fahrt in Comfort und Adaptive zwar straff, aber sanft und flüssig genug (dies übrigens auf M795 20ern). In Sport zeigt er definitiv mehr (angenehme) Härte, womit ich auch happy bin, aber ich hatte meine Frau dabei. Für mich alles im grünen Bereich, aber das muss halt jeder für sich probieren und entscheiden. Wem das Fahrwerk in Comfort (oder, wenn vorhanden, Adaptive) zu hart ist, dem empfehle ich die C-Sänfte mit dem Stern.
Egal in welcher Einstellung hing der Wagen super auf der Straße und man spürt auf der Landstraße immer die Lust noch ein Schäufelchen draufzulegen. Die „Freude am Fahren“ lebt!
DAS URTEIL
Für mich persönlich kurz zusammenzufassen in einem klaren „Jo, passt“. Natürlich brauche ich noch viel länger bis ich wirklich zu Hause bin in dem Auto, aber ich sehe schon den Beginn einer wunderbaren Freundschaft. 
, wie so oft, der erste Eindruck zählt.
Danke für den super ausführlich und spannenden Bericht 
