Dann möchte ich als Neuling hier im Forum meinen neuen BMW auch kurz vorstellen. Dienstlich fahre ich seit vielen Jahren mit wenigen Unterbrechungen BMW. Bisher drei 3er Touring als 320d und aktuell einen X1 als 18d. Das nächste Firmenfahrzeug ist bereits bestellt, es wird ein 318d Touring. Der Grund für den kleinsten Diesel liegt in der Firmen-Policy. Privat hatten wir zuletzt einen BMW X3 30d (G01).
Der X3 mit seinem bärenstarken Sechszylinder Diesel war ein Traum, aber meine Frau kam nicht so gut mit der Fahrzeuggröße zurecht und unser Fahrprofil rechtfertigte den großen Diesel ganz und gar nicht. So habe ich das Auto schweren Herzens verkauft.
Das neue Auto sollte wieder ein BMW sein, wir haben bislang überwiegend sehr gute Erfahrungen mit der Marke gemacht. Ganz kurz haben wir über einen 1er nachgedacht, der uns eigentlich auch gereicht hätte. Aber da wir auch einen Hund haben, ist ein Kombi doch praktischer. So fiel die Entscheidung auf einen 3er Touring mit Benzinmotor.
Ich begann nach einem 318i Touring mit guter Ausstattung zu suchen. Seitens Motorisierung hätte uns der 318i gereicht. Wichtig waren uns Abstandstempomat und HUD. Die in Frage kommenden Fahrzeuge waren ca. 3 Jahre alt und hatten Laufleistungen um die 50-60k. Die Preise lagen bei ca. 33.000 Euro. Dann ein paar Fahrzeuge bei verschiedenen BMW Händlern angesehen. Ja und dann stand da ein schneeweißer 320i mit M-Sport Paket auf dem Hof, gerade einmal ein Jahr alt und 24.000 km auf der Uhr. Mit richtig guter Ausstattung für 36.900 Euro inkl. Premium Selection Garantie, sodass man mit der verbleibenden Herstellergarantie ganze vier Jahre seine Ruhe hat und auf der sicheren Seite ist.
Ein ziemlich attraktives Angebot für einen gut ausgestatteten Jahreswagen mit ca. 65.000 Listenpreis. Der Haken dabei: Es handelte sich um ein ehemaliges Sixt-Fahrzeug. Ich überlegte. Doch warum sollte ein Vermietfahrzeug schlecht sein? Wenn ich mir ein Auto leihe, behandle ich es eher pfleglicher als mein eigenes und ich denke, dass ich da nicht der Einzige bin, der so tickt. Und sollte wirklich der eine oder andere Mieter weniger sorgsam damit umgegangen sein, sollte ein solches Auto das abkönnen. Zudem dürfte das Auto überwiegend Langstrecke gesehen haben. Ein Indiz für die Vorgeschichte ist jedoch immer auch der allgemeine Pflegezustand. Und der ist hier absolut tadellos und auf Neuwagenniveau. Vielleicht war es auch aus einer Langzeitvermietung an einen einzigen Kunden oder ein Rückläufer aus einem Auto-Abo. Der Verbrauch ab Werk lag bei 7,7 Litern. Ein guter Wert, der auf ein vernünftiges Fahrprofil und längere Autobahnfahrten schließen lässt.
Nach einer ausgiebigen Probefahrt war ich überzeugt und habe das Auto gekauft:
Dies ist wohl unumstritten die Schokoladenseite des 3er Touring:
Gerade bei der weißen Außenfarbe würde auch ein komplett schwarzer Grill gut passen. Mir gefällt aber auch der originalverbaute mit den mattsilbernen Längsstäben. So ist es ein sportlich-eleganter Mix, den ich richtig gut finde:
Und nun habe ich auch schon die Winterräder montiert:
Mein LCI gehört noch zu den Modellen mit weniger offensichtlichen Sparmaßnahmen des Herstellers:
Es handelt sich um mein erstes Fahrzeug in Weiß, ich finde aber, dass es speziell dem 3er Touring wirklich sehr gut steht. Wie sich das im Alltag hinsichtlich Verschmutzung macht, werde ich noch sehen müssen. Viel schlimmer als mit meinen bislang schwarzen Fahrzeugen kann es eigentlich auch nicht sein.
Nun zu meinen Eindrücken nach mittlerweile rund 1.500 km: Kurz vorweg, ich bin begeistert! Das Auto liegt satt und sicher wie ein Brett auf der Straße. Ein richtiger Kurvenräuber! Das ist tatsächlich noch "Freude am Fahren"! Nach einigen Jahren SUV eine Wohltat und ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich bin die letzten 25 Jahre ausschließlich Diesel gefahren. Der 2 Liter Benziner mit seinen 184 Pferdchen reißt vielleicht keine Bäume aus, dennoch geht er sehr gut und verleiht dem Auto souveräne Fahrleistungen. Um ehrlich zu sein, hatte ich eigentlich deutlich weniger erwartet. Zudem ist der Motor leise und kultiviert, der Verbrauch liegt bislang bei gerade einmal 6,4 Litern. Und das trotz ganz normaler Fahrweise. Beim Ausdrehen schiebt er doch ordentlich an und klingt auch recht sportlich. Mir gefällt das tatsächlich sehr gut.
Eine große Überraschung ist, dass ich mich nach anfänglicher Ablehnung sehr schnell an den curved Screen mit den eckigen Digitalanzeigen gewöhnt habe. Mittlerweile gefällt es mir sogar richtig gut. Und da ich Touch während der Fahrt und Fettfinger am Display ganz furchtbar finde, wird das ganze System ausschließlich über den iDrive Controller und Sprache bedient. Positiv überrascht war ich auch, dass noch ein Knopf für das Deaktivieren der Start- Stopp-Automatik vorhanden ist, denn diese mag und nutze ich grundsätzlich gar nicht.
Dennoch gibt es auch ein paar Kritikpunkte. Obwohl das Auto nach dem Facelift eine extreme Digitalisierungskur erhielt und dank riesiger Bildschirme eigentlich mehr als genug Platz für alle möglichen Infos vorhanden wären, werden die Möglichkeiten nicht sonderlich gut ausgenutzt. So gibt es beispielsweise keine Diagrammansicht für die Verbrauchshistorie mehr. Wirklich schlimm ist die Darstellung für Ortsnamen auf der Navikarte. Meine Frau und ich sind Mitte 50 und wir können die Ortsnamen in weißer Schrift auf hellem Hintergrund wirklich kaum erkennen. Nachts ist es ok, aber leider gibt es keine Option, die Darstellung benutzerdefiniert anzupassen. Denn ansonsten würde ich immer den Nachtmodus oder ein dunkleres Schema nehmen. Bei früheren BMW Modellen war das problemlos möglich.
Extrem positiv finde ich, dass es im ganzen Auto praktisch keine billigen Plastikflächen in Klavierlackoptik gibt. Das Bedienfeld in der Mittelkonsole kann man nutzen, ohne irgendwelche Fingerabdrücke oder Microkratzer zu hinterlassen. Ganz im Gegensatz zum aktuellen 5er, was ein absoluter Dealbreaker für mich wäre. Überhaupt ist der Innenraum des 3ers sehr schick und geschmackvoll gestaltet, auch wenn ich zugeben muss, dass er vor dem Facelift noch attraktiver war.
In der Wireless Charging Ablage wird das Handy leider nur mäßig geladen, aber gleichzeitig derartig gegrillt, dass ich das nicht weiter nutzen werde. So muss ich das Handy leider in das Fach mit den Becherhaltern legen, denn eine Abschaltmöglichkeit für die Ladefunktion gibt es leider nicht.
Mit der Verarbeitung bin ich soweit sehr zufrieden, es tritt jedoch gelegentlich bei schlechten Straßen ein Klappern aus dem Kofferraum auf, dessen Ursache ich leider nicht finden kann. Trenn-Netz, Laderaumabdeckung, Warndreieck, Gurtschlösser und Mittelarmlehne kann ich ausschließen. Doch wie ich hier gelesen habe, bin ich mit dem Problem nicht alleine. Ich habe für mich entschieden, damit zu leben und nicht weiter darüber nachzudenken. Es tritt nicht immer auf und wenn, dann ist es auch nicht so störend. An meinem vorherigen X3 gab es da deutlich nervigere Knarz- und Klappergeräusche aus allen möglichen Ecken bis hin zu scheppernden Fensterscheiben in den Türen...
Froh bin ich übrigens auch, dass mein neues Auto kein Schiebedach mehr hat. Dieses bereitete im X3 deutlich mehr Frust als Lust und ich würde mir nie wieder eins bestellen.
Abschließend kann ich sagen, dass mich mein neuer G21, von wenigen Kleinigkeiten abgesehen, sehr begeistert und ich sehr hoffe, dass das so bleibt. Der aktuelle 3er Touring kann zweierlei sein, ein kultivierter Gleiter oder ein dynamischer Sportler - und das ganz unabhängig von der jeweiligen Motorisierung.