Motor einfahren notwendig

  • Da hast Du recht, bei uns im Fuhrpark sind 160 Fahrzeuge. Max 10 davon würde ich auch selber übernehmen. Aber wie gesagt, was das einfahren betrifft, haben sie bei mir alle von Anfang an volle Leistung gebracht ohne Probleme, auch im Leben danach

  • Dann bist du die goldene Ausnahme und gehst mit deinen Leasingwagen sorgsam um.Es gibt aber auch andere Fälle die problematisch sind, genauso die Übernahme von Mietfahrzeuge. Man sollte den Vorbesitzer, bzw. den Fahrer kennen um dies einschätzen zu können. Mein E36 war 6 Monate alt als ich ihn damals gekauft habe, war ein Leasingrückläufer, hatte nur Stress und Kosten mit dem Wagen.

    Ich hatte nicht vor einen neuen M340 zu kaufen. Nachdem ich aber einige sehr junge Fahrzeuge (Stern und Ringe) in erbärmlichem Zustand gesehen habe verging mir die Freude. Zu meinem erstaunen waren die Ex Mietwagen (große Vermieter) in besserem Zustand als die Leasing /Werkswagen. Konnte ich selbst kaum glauben.
    Einen ehemaligen Leasingwagen kann man nur kaufen wenn der vorherige Vorbesitzer bekannt ist. Dann noch eher einen Ex Mieter (gilt erst ab Mittelklasse) für kleines Geld kaufen und das gesparte als Puffer zur Seite legen.

  • Aus aktuellem Anlass möchte ich das Thema wieder aufleben lassen. Am Wochenende habe ich die Möglichkeit, meinen M440i einzufahren (der dann noch drei Monate im Autohaus verweilt). Der Verkäufer, der ihn fahren wird, hat vielleicht höchstens 40 km ins Autohaus, und wird garantiert nicht extra einen Tag nur für die motorgerechte Einfahrphase einplanen. Und in 40 km Häppchen möchte ich meinen Motor nicht eingefahren wissen. Daher bekomme ich ihn übers Wochenende und plane so Richtung 1000 km ein.


    Nach einer ausgiebigen Internetrecherche würde ich das Thema so zusammenfassen:

    Der Motor an sich muss nicht großartig eingefahren werden, dieser ganze Themenkomplex ums das "Einschleifen" der Teile ist eine kolportierte Legende, jeder plappert jeden nach. Dass die Vorgaben der Hersteller auf "wissenschaftlichen Fakten" beruhen, halte ich für eine steile These - ich arbeite selbst bei einem großen Hersteller von Geräten und Maschinen, und weiß, was alles Einfluss auf ein Manual hat (spoiler: Es sind nicht die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse). Die Wissenschaft der Reibung und des Verschleißes, die Tribologie, hat wohl ergeben, dass wenn Motoren "heiß" eingefahren werden, das einen entscheidenden und sehr positiven Einfluss auf Leistung, Verbrauch und Verschleiß hat. Etwas platt ausgedrückt wäre das die "ab dem 1. Kilometer Vollgas"-These. Es geht dabei um die Prozesse, die in den obersten Schichten der Zylinderlaufbahn passieren (Google-Stichwort: Dritter Körper), die eine bestimmte Struktur der Oberflächen erzeugen und einen wesentlich Einfluss auf das "Funktionieren" des Motors haben. Diese Prozesse kann man genau einmal in Gang setzen, wird der Motor falsch (nicht heiß genug, zu sanft) eingefahren, ist der Drops gelutscht. Dafür sprechen auch die immer wieder zu findenden Erfahrungen, dass Wagen ohne Einfahrgedöns (Poolfahrzeuge, Mietwagen) ausgesprochen gut laufen.


    Explizit fand ich dazu in einem sehr interessanten Thread folgende Beschreibung: Natürlich den Motor erst schonend auf Betriebstemperatur bringen (Motoröl 80°C), dazu mit sanftem Gasfuß den Motor zwischen 2000 und 3500 Touren fahren. Dann beim abwechslungreichen Fahren den Motor unter Volllast (Drosselklappe voll auf) ab 2000 U/min (und dann sukzessive tiefer) beschleunigen bis max. 4000 U/min, und diese Drehzahlgrenze immer weiter steigern. Dadurch sollen die Kolbenringe schön heiß werden und die Laufbahnoberfläche genauso bearbeiten, dass sich die Öltaschen ausformen. Das Zeitfenster hierfür ist wohl nicht allzu groß, es wird hier von den ersten 50 bis 100 km gesprochen. Nochmal zur Klarstellung: Vollgas bedeutet hier nicht sofort hohe Drehzahlen oder hohe Geschwindigkeiten.


    Das, was wohl eingefahren werden muss, ist das Differential. Und da sind Vollastbeschleunigungen ab den ersten Kilometern anscheinend eher kontraproduktiv. Das steht dann irgendwie leider in einem gewissen Widerspruch zu o.g. Erkenntnissen.


    Daher dachte ich mir folgendes aus: Warmfahren ist eh klar. Dann möglichst viel Beschleunigen mit 1/2 bis 2/3 Gas, anfänglich bis 4500 U/min, dann so nach 10 Minuten bis 5000 U/min, dann 5500. Ich hoffe so, möglichst schonend auf die benötigten hohen Temperaturen zu kommen. Vom Autohaus den einen Kilometer auf die unbegrenzte Autobahn zu fahren, und dann direkt die Vmax austzutesten, da würde ich mich jetzt irgendwie nicht gut bei fühlen. Aber ich habe eher Angst, durch zu schlaffes Einfahren den Motor zu versauen.

  • Sorry, aber ich halte von deinem Plan überhaupt nichts. Ein anderer wird jetzt, vermutlich direkt nach mir sagen, dass er das genauso oder noch forcierter machen würde.


    So wie du schreibst, scheinst du für dich selber genau zu wissen was richtig ist.

    Daher erschließt sich für mich deine eigentliche Frage grade nicht.


    Alle die hier ihren Beitrag abgeben, sind sowieso in Lager A, B oder C aufgeteilt. A sagt scheiss drauf, alles Blödsinn und gib ihm. B ist ganz deiner Meinung und C sagt, ich mache nix halbes und steigere das von ganz gemächlich beginnend und ausgedehnt stufenweise bis min. 2000km. Am Ende machst du es ja so wie du es für richtig hältst.


    Einen wesentlichen Aspekt habe ich aber nicht gelesen in deiner Einleitung... daher kann ich dir diesen auch ans Herz legen... unabhängig davon für welches Lager du dich zugehörig findest. Nämlich ein Ölwechsel. Wenn du der Meinung bist, dass 1000km in dem Tempo reichen, solltest du direkt im Anschluss einen Ölwechsel machen. Danach ist der Fahrer nach dir dran. Da kannst du nicht wissen wie er es fortsetzen wird. Mit Tankkarte wahrscheinlich nicht zimperlich.

    Daher würde ich definitiv und ganz besonders nach deiner Einfahrvariante einen Ölwechsel machen vor/bei Übergabe. Vor allem von 0w20 weggehen. Bei Übernahme würde ich erneut einen Wechsel machen je nachdem was der Durchschnittsverbrauch dir sagt.


    Alles andere würde wohl eher nur Glaubenskämpfe entfachen. Bei dem Öl gibt es für mich aber keine Diskussionen. Das muss nach dem einfahren raus. Spätestens nach 2500km damit das auch was bringt.

  • Ich kann dir nur sagen, dass ich den 330i (kleiner sehr eng verwandter Bruder des 340i) keinerlei schlechten Erfahrungen mit sanftem einfachen gemacht habe. Er verbraucht nicht merklich Öl und läuft in Langstrecke teilweise unter 5 Liter/100km Verbrauch ohne irgendwie auffällig zu sein.


    Du hast es also komplett anders vor als ich, würde dir nicht dazu raten, denn ich hatte mit meiner sanften Methode bisher nie Probleme erzeugt. Ist mein dritter BMW, der zweite ist ein 2010er 320d und immernoch in meinem Besitz (das Sahnestück Verkauf ich nicht!)


    Allzeit gute Fahrt dns

  • Danke schon mal, und eine wirkliche Frage hatte ich auch nicht. Ist ja ein Diskussions-Forum :)


    Jeder hat schon mal einen Motor eingefahren, aber deswegen ist man noch kein Experte. Wenn man einen Motor nach Methode A einfährt, dann weiß man nicht, was bei B oder C rausgekommen wäre. Ich habe meinen jetzigen 420d eher nach Methode C eingefahren. Okay, Diesel ist ein grundlegend anderer Motor. Ich kann mich auch jetzt nach 80.000 km nicht beklagen und habe noch nie einen Tropfen Öl nachgefüllt und erst zwei Ölwechsel. Leistungstechnisch habe ich ja keinen Vergleich, was wäre, wenn ich ihn flott eingefahren wäre (wobei ich nicht mal weiß, ob das bei einem Diesel auch sinnvoll wäre).


    Und ich denke, verschleißtechnisch wird sich das wohl erst deutlich über 100 Tkm auswirken. Aber die Wissenschaft sagt wohl nun mal, dass rein technisch gesehen das schleichende Einfahren nicht zielführend ist. Es geht dabei auch um größere Maßstäbe, also dieses Prozedere schon bei der Herstellung zu absolvieren, um dann Motoren zu haben, 10-15% effizienter laufen. Stichwort Flottenverbrauch. Ich denke mal, dass durch den nun geplanten Tod des Verbrenners eventuell solche Überlegungen obsolet geworden sind, und sich somit keiner mehr für das Thema interessiert (=Geld für Forschung ausgibt).


    Das mit dem Ölwechsel hatte ich mir auch überlegt, bin aber zu folgendem Schluss gekommen: Da die Motoren mittlerweile so sauber montiert werden, und sich nichts mehr großartig einschleifen muss, halte ich das für überflüssig. Zumal es unter diesem Gesichtspunkt ja auch egal wäre, ob ich den Motor 1000 km zackig oder 2000 km schleichend einfahre. Ich habe ja nicht mehr Abrieb, er entsteht nur in einer kürzeren Zeit. Aber wie gesagt, ich rechne nicht mit nennenswertem Abrieb, so dass ich eigentlich das Öl gemäß seiner „normalen“ Lebenserwartung (10 Tkm/1 Jahr) wechseln würde. Aber trotzdem habe ich überlegt, nach Übernahme mit ca. 6Tkm das Öl zu wechseln. Ist halt so eine Gefühlssache.

  • Also irgendwann einmal, hat irgendjemand, irgendwo etwas über Fertigungstolleranzen erzählt und bei sehr vielen Leuten ist die Idee aufgepoppt, das einfahren nicht mehr nötig ist ;)


    Der beste Verbrennermotor wurde schon gebaut. Soll heißen, die Technologie ist sehr ausgereift und die Fertigungstolleranzen sehr fein. Was aber gleichgeblieben ist und sich nicht ändert ist Physik und Chemie.


    Die Hinweise zum Einfahren stehen ja in deinem Handbuch... zugegeben etwas spärlich aber das hat seinen Grund, dazu gleich mehr. Ich habe schon viele Motorräder besessen und da gehen Hersteller noch alle ins Detail und erklären es ausführlicher was man während des einfahrens tun und lassen sollte. Bei meiner Triumph war ein Aufkleber auf dem Tank mit ganz genauer Anleitung. Die Fertigungstoleranzen ändern sich nicht von Auto zu Motorrad. Im Gegenteil. Motorräder haben noch höhere Ansprüche... bei meiner R6 ging der rote Bereich beispielsweise erst ab18.500 Umdrehungen los und das ist kein Schreibfehler. In der Automobilbranche legt man aber einen inoffiziellen Lebenzyklus fest, welchen man bei entsprechender Wartung erreichen sollte. Die Probleme eines schlechten einfahrens sind i.d.R. aber langfristiger Natur. Das was dumm läuft kommt also erst laaaange nach der Garantiezeit, weßhalb man da kein großes Licht drauf wirft. Es sollen ja auch stetig neue Modelle auf den Markt kommen. Wenn die wollten, könnten die schon den einen oder anderen unverwüstbaren Motor bauen. Macht aber aus Herstellersicht keinen wirtschaftlichen Sinn.


    Am besten versteht man was ich meine, wenn man beim zerlegen eines gebrauchten Motors zuschaut. Wenn die Teile alle schön nach und nach auf den Tisch kommen. Mit all ihren Lauf- und Verbrennungsspuren. Den Luxus haben wir dank Youtube ja. Kann ich nur empfehlen. Es gibt beispielsweise einen Typen, der sich auf Mercedes spezialisiert hat und ist quasi DIE Adresse für die Instandsetzung dieser Motoren. Wenn man ihm zuschaut und er alle Spuren erklärt, quasi in der OP am offenen Körper... wird sehr vieles deutlich. Man muss keinen alten Motor nehmen um zu erkennen, dass es keinesfalls so ist, dass alles schön aneinander vorbei gleitet, umhüllt von einer schützenden ölschicht ohne jeglichen Kontakt im Abstand von einem Tausendstel mm. Sowas wäre ja unkaputtbar... es gibt auch heute noch Reibung, Hitze, Ausdehnung, Spannung ect pp


    Das ist nur ein Klischee, das Autos die zu sachte eingefahren wurden, später nicht gut im Saft stehen. Wieso sollte das sein? Mit welcher technischen Begründung soll das passieren? Das konnte mir noch keiner erklären. Ein altes Märchen wenn du mich fragst.


    Was aber kein Märchen ist... Autos die schlecht eingefahren wurden und/oder immer Aufs Maul bekommen haben, zu wenige Ölintervalle hatten und/oder falsches Öl bekamen, gehen nicht direkt kaputt... bringen mit steigender Laufleistung aber ihre Power nicht mehr und gehen dann kaputt.

  • Das Thema ist schwierig und meiner Meinung nach bei jedem Motor anders.

    Wenn es so genau genommen werden soll müsste man wissen bei welchen Drehzahlen am wenigsten grenzwertige Vibrationen auftreten.

    Da ich dies nicht recherchiert habe, wurde mein Motor eher zaghaft eingefahren. Wobei ich nicht geschlichen bin.

    Warmfahren und dann mit min 1500, besser ab 2000 Umdrehungen mit etwas Last beschleunigen. Da bin ich auch bis 200 km/h hochbeschleunigt. Natürlich nur kurz um dann wechselnd zwischen 100 und 180 km/h zu fahren bzw. Landstrasse gerne auch Bergauf mit Last.


    Bei den Autos mit viel Leistung bemerkt man das als Fahrer nicht. Als der Opel mit 65PS noch neu war hat man z.B. an der Heizung und am Verbrauch bemerkt das da noch mehr Reibung im System ist.

  • Das ist nur ein Klischee, das Autos die zu sachte eingefahren wurden, später nicht gut im Saft stehen. Wieso sollte das sein? Mit welcher technischen Begründung soll das passieren? Das konnte mir noch keiner erklären. Ein altes Märchen wenn du mich fragst..

    Ich halte das nicht für ein Klischee, sondern für den Stand der Forschung. Die Tribologie ist das Gebiet, das sich mit Reibung und Verschleiß auseinandersetzt. Und da gibt es eine ganz klare Aussage: Bei der Reibung im Zylinder kommt es auf die Oberflächenbeschaffenheit der Zylinderlaufbahn an. Nach der Fertigung verändert sich selbige unter Einfluss von Temperatur und Schmierstoff. Hier geht es wohl im Besonderen um Additive im Öl. Diese bilden in der Oberfläche im Nanometerbereich einen dritten Körper aus. So wie ich es lese, kommt eine optimale Zylinderlaufbahn bei höheren Temperaturen zustande. Bei niedrigeren Temperaturen verschmiert das ganze wohl mehr, und die Oberflächenstruktur wird nicht optimal ausgeprägt. Dieser Vorgang findet ab mechanischer Fertigstellung des Motors genau einmal statt, und kann nicht später durch Vollgas nachgeholt werden. So steht es geschrieben.


    Der Effekt ist anscheinend nicht unbedeutend, sondern im zweistelligen Prozentbereich. Anfänglich eine höhere Abnutzung, die auf der Zeitachse aber schnell abfällt und dann deutlich unterhalb der Abnutzungskurve eines suboptimal eingefahrenen Motors liegt. Das betrifft nicht nur einfach den Verschleiß, sondern beeinflusst auch direkt Ölverbrauch, Öltemperatur, Leistung und Verbrauch. Es geht dabei auch explizit nicht um Leistungsfähigkeit, sondern darum, in volkswirtschaftlichen Maßstäben effizientere Motoren zu bauen.


    Ich habe dazu keine link-Sammlung angelegt, aber da lässt sich relativ leicht viel Material zu finden, auch Forschungsarbeiten der Institute.


    Unabhängig davon ist natürlich das Warm- und Kaltfahren für die Lebensdauer von Motor und Turbolader essentiell und viel wichtiger, nebst den richtigen Ölwechselintervallen. Ich glaube auch nicht, dass man einen Motor durch falsches Einfahren wirklich schädigen kann, das spielt eventuell erst eine Rolle bei extrem hohen Laufleistungen. In Deinen Worten: Unter der Warmfahr-Restriktion ist meiner Meinung nach der aufs-Maul-Faktor relativ egal, richtige Ölwechselintervalle natürlich nicht.


    Man müsste halt mal zwei identische Wagen nach Methode A und C einfahren, und dann ein Fazit ziehen. Idealerweise mit einer Flotte und entsprechendem Stichprobenumfang, denn mit genau zwei Wagen ist die Aussagekraft auch wieder dahin.