Ich hatte letztes Jahr die tolle Idee, meine 120 Steinschläge auf Motorhaube und Frontschürze selbst auszubessern, damit das Fahrzeug nachlackierungsfrei bleibt. Hat auch ungefähr 120 Stunden gedauert...
Der erste Versuch mit dem Pinsel des Fläschchens war natürlich für den Allerwertesten, für Steinschläge unter 10mm ist das viel zu gob. Ich habe mir dann einen Fluid Pen Writer besorgt, und damit ging das perfekt. Das Ding macht 0,2 bis 0,3 mm kleine Farbtupfer. Dann habe ich gelernt, dass ein handelsübliches Schleifpapier der Körnung P2000 viel zu grob ist, quasi unbrauchbar.
Wenn man den Steinschlag einfach nur auffüllt, dann geht das zwar schnell, ist aber in keinster Weise ein befriedigendes Ergebnis. Für ein wirklich gutes Ergebnis ist meine Erfahrung die Folgende:
Zuerst muss der Steinschlgkrater möglichst in eine flache Schüsselform gebracht werden, also mittels Schleifen die Kanten brechen und den Defekt etwas ausweiten. Wenn das nicht gemacht wird, dann passiert folgendes: Zum einen ist der Farblack sehr dünnflüssig und trocknet stark ein (schrumpft beim Trocknen). Das heißt, Du malst ein kleines Farbschüsselchen da rein, was innen eine Wölbung hat und daher eine Reflektion produziert. Du könntest das Loch natürlich mit vielen Farbschichten komplett auffüllen und plan schleifen, aber dann kommt das "Zum anderen": Der Klarlack ist die dickste Schicht im Aufbau, und Dein eben produziertes Farbschüsselchen wirft dann einen Schlagschatten durch den Klarlack auf den umliegenden Farblack. Somit erhältst Du um jeden Tupfer einen dunklen Schatten. Am schlimmsten ist das natürlich bei Weiß, je dunkler die Farbe, desto weniger wird das auffallen. Aber bei Weiß fällt es auf:
Daher den Einschlagkrater so aufweiten, dass Du mit den Farbtupfern auch nur den Boden des Kraters bedeckst, und nicht in den Klarlackbereich kommst:
Dann wird der Krater im nächsten Schritt mit Klarlack aufgefüllt. Der Klarlack ist zwar viel dickflüssiger und trocknet auch bei Weitem nicht so stark ein, aber trotzdem sind da manchmal zwei oder drei Füllungen notwendig. Ziel ist ein leichter Lackhügel über dem Krater. Der wird dann plangeschliffen, und zwar trocken und mit der Hand. Hier kann ich nur wärmstens das Kovax Tolecut System empfehlen. Mit P2000er Papier zaubert man ordentliche Kratzer in den Lack. Das Tolecut System hat eine viel weichere Körnung, die in K angegeben wird. Ich habe K2000, K2500 und K3000 nacheinander verwendet, und damit wird der Lack sensationell weich und kratzerlos mattiert. Ich hatte einiges zu tun, die P2000er-Furchen wieder rauszuschleifen. Anschließend kann man die matte Stelle problemlos rauspolieren, beispielsweise mit einer Onestep-Politur wie z.B. die Menzerna Heavy Cut Compound 400. Man muss nur beachten, dass man damit länger schleifen muss, weil das Korn mit der Zeit zerfällt und dann poliert. Damit bekommt man auf jeden Fall den Glanzgrad des Serienlacks hin.
Das Ergebnis wird dann so gut, dass die Steinschläge nur noch mit Lupe entdeckt werden können, wenn man weiß, wo man suchen muss. Mit dem bloßen Auge keine Chance! Leider habe ich den Wagen nicht mehr, und kann keine Fotos mehr machen.